Vorbildinformationen zur Baureihe 01

Am 01. November 1922 wurde auf Anregung der Deutschen Reichsbahn das "Vereinheitlichungsbüro" in Berlin gegründet, dessen Aufgabe es war, neue, zeitgemäße Lokomotivbauarten zu entwickeln. Die deutschen Lokomotivfabriken entsandten ihre besten Konstruteure in das Büro, um dort zusammen mit Vertretern der Reichsbahn die Generalpläne  für neue Lokbauarten zu entwickeln und für deren Bau die erforderlichen Werkstattzeichnungen zu erstellen.

Der erste Typisierungsplan umfasste zwei Schnellzuglokomotiven, die als Baureihe 02 (2'C1'h4v) und als Baureihe 01 (2'C1'h2) ausgeführt werden sollten.

01 008 in Neuenmarkt Wirsberg
01 008 in Neuenmarkt Wirsberg 1972

Mit 02 001 wurde im Oktober 1925 von Henschel & Sohn in Kassel mit der Fabriknummer 20460 die erste deutsche Einheitslokomotive abgeliefert.
Kurz nach Ablieferung der 02 002 wurde im Januar 1926 die erste Zweizylinderlok, 01 001 von Borsig unter der Fabriknummer 11993 abgeliefert  und zusammen mit der 02 002 zu Versuchsfahrten an die Fahrzeugversuchsanstalt Berlin-Grunewald überstellt.
Zunächst wurden von jeder Baureihe 10 Loks wie folgt beschafft:

01 001 bis 01 008 von Borsig F.-Nr. 11993 bis 12000
01 009 und 01 010 von AEG F.-Nr. 2983 und 2984

02 001 bis 02 008 von Henschel & Sohn F.-Nr. 20460 bis 20467
02 009 und 02 010 von J.A. Maffei F.-Nr. 5621 und 5622

und zur Erprobung an drei Bahnbetriebswerke wie folgt zugeteilt worden:

Bw Erfurt P      01 008 - 01 010 und 02 001 - 02 004
Bw Hamm        01 001 - 01 004 und 02 005 - 02 007
Bw Hof             01 005 - 01 007 und 02 008 - 02 010

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01 029 in Helmstedt 1972

1927 wurde mit der Weiterbeschaffung der Baureihe 01 begonnen, da sie sich bei den Versuchsfahrten besser bewährte als die Baureihe 02.
Mit 01 012 begann die Serienlieferung der Baureihe 01, von der bis 1938 231 Loks gebaut wurden.

Die Loks wurden zunächst mit Tendern der Bauart 2'2T30 ausgestattet, da noch nicht überall ausreichend große Drehscheiben vorhanden waren. Spätere Lieferungen erhielten dann die  Tenderbauart 2'2'T32, bei dem bei späteren Lieferungen der Kohlenkasten noch vergrößert wurde. Die 2'2'T34 Tender wurden erst später mit den Loks gekuppelt, die von Loks der Baureihe 44 stammten.

01 059 in Koblenz Mosel
01 059 im Bw Koblenz Mosel

Hinzu kamen in den Jahren 1937 bis 1942 mit den Nummern 01 011 und 01 233 bis 01 241 die zehn vom RAW Meiningen zu Zweizylinderloks umgebauten Maschinen der Baureihe 02.   

Im Laufe der Bauzeit ergaben sich einige Bauartunterschiede. Bei den Loks 01 001 bis 01 010 und 01 012 bis 01 101 hatten eine Kupferfeuerbüchse,  die folgenden Loks hatten eine Stahlfeuerbüchse.
Die vorderen Drehgestellräder erhielten ab 01 102 einen Durchmesser von 1000 mm anstatt bisher 850 mm.  Ab Lok 102 wurden die Bremsen an den Treibrädern verstärkt.  

Nach dem Krieg kamen 171 Loks zur Deutschen Bundesbahn und 70 Loks zur Deutschen Reichsbahn der DDR. Bei der DB wurden 6 und bei der DR 5 Loks als kriegsbeschädigt ausgemustert.

Bei der DB wurden zunächst fünf Loks mit neuen Kesseln mit Verbrennungskammer ausgerüstet. Zusätzlich bekamen diese Loks eine Heinl-Mischvorwärmeranlage.
50 Loks mit großrädrigem Drehgestell wurden in den Jahren 1958 bis 1961 mit neuen Hochleistungskesseln, die weitestgehend denen der Baureihe 01.10 entsprachen, ausgerüstet.


01 126 in Neuenmarkt-Wirsberg
01 126 in Neuenmarkt-Wirsberg

Bei der DR wurden 35 Loks im Rahmen des Rekonstruktionsprogramms zur Baureihe 01.5 umgebaut. Dieser Umbau umfasste neue Hochleistungskessel, Zylinderblöcke in Schweißkonstruktion,  neue Windleitbleche und eine Domverkleidung auf dem Langkessel. 28 Loks erhielten eine Öl-Hauptfeuerung.

01 520 in Saalfeld
01 520 in Saalfeld - Aufnahme: M.Prockl 1981

Bei der DB war die Baureihe 01 bis 1973 im Einsatz. Hier überlebten die Altbauloks die Loks mit Neubaukessln. Vom Bw Hof aus erfolgten die letzten Einsätze in Oberfranken.
Bei der DR waren die Altbauloks bis 1977 im Einsatz, der Einsatz der Reko-Loks 01.5 dauerte bis Anfang der 80er Jahre, da sie wegen der Ölkrise abgestellt und zu Heizloks mit Kohlefeuerung umgebaut.